Zur Ordensverleihung Lela Lähnemann

Vom RuT-Wohnprojekt und Rad und Tat e.V.

Gruppenbild Ordensverleihung an Lela Lähnemann
Lela Lähnemann wurde für ihr Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Berlin geehrt
Text und Zusammenstellung: Jutta Brambach

Am 01. Okt. 2022 wurde Lela Lähnemann im Roten Rathaus der Verdienstorden des Landes Berlin von der Bürgermeisterin Franziska Giffey verliehen für ihre besonderen Verdienste um die Regenbogenhauptstadt Berlin und um die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtliche Menschen der deutschen Hauptstadt. https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1250123.php

Wir, RuT Rad und Tat e.V. und RuT-Lesbenwohnprojekt gratulieren sehr herzlich und danken Lela Lähnemann an dieser Stelle ganz besonders auch für ihren langjährigen Einsatz für die Beratungseinrichtung RuT in der Schillerpromenade, die es in der Form ohne sie vermutlich nie gegeben hätte. Darüber hinaus haben ihr viel zu verdanken beim Aufbau des Lesbenwohnprojektes. Sie war eine große Unterstützerin des Projektes und hat uns stets mit Ideen und tatkräftiger Unterstützung zur Seite gestanden, incl. der intensiven Suche nach einem geeigneten Grundstück. Menschen wie sie sind ein großer Glückfall nicht nur für die Community.

Doris Leymann und Jutta Brambach

Im Namen des RuT Rad und Tat e.V. und des RuT-Lesbenwohnprojektes


Aus der Webseite der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey:

„Lela Lähnemann war eine der ersten Mitarbeiterinnen im 1989 vom Senat bundesweit erstmalig geschaffenen Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Der Begriff „Regenbogenfamilien“ geht auf Lela Lähnemann zurück. Er ist heute im Duden zu finden. Die Durchsetzung des „Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes der nach dem 08. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen“ (StrRehaHomG), ist in großen Teilen Lela Lähnemann zu verdanken.“

Aus dem Vorschlagstext der Landesantidiskriminierungsstelle (LADS) Berlin:

Lela Lähnemann leistete seither Pionierarbeit für die Sichtbarkeit, die Emanzipation sowie Belange von LSBTI Menschen sowohl in der Berliner Verwaltung als auch in der Zusammenarbeit mit der vielfältigen Stadtgesellschaft Berlins.  Sie galt als Brückenbauerin bis zu ihrem wohlverdienten Ruhestand im April 2019 und hat wesentlich dazu beigetragen, dass Berlin heute eine LSBTI-Beratungs- und Unterstützungsinfrastruktur hat, die einzigartig in Deutschland und Europa ist.

In den ersten Jahren ihrer Tätigkeit in der Berliner Verwaltung stand die Aufklärung im Jugend- und Bildungsbereich im Mittelpunkt ihres Wirkens. In den 90er Jahren setzte sie sich dafür ein, dass Schulen als Teil des Sexualkundeunterrichts auch über Homosexualität aufklären durften. Von Anfang an begleitete sie Lesben und Schwule, die Kinder haben bzw. eine Familie gründen wollten. Sie verschaffte gleichgeschlechtlichen Eltern zu mehr Sichtbarkeit durch Veranstaltungen, Publikationen und diversen fachlichen Stellungnahmen, in denen plötzlich von Regenbogenfamilien die Rede war. In der Tat war es Lela Lähnemann, die den Begriff „Regenbogenfamilien“ erschaffen hat, der heute auch im Duden zu finden ist.

Mit großem Engagement machte sie es auf Verwaltungsseite bpsw. auch zu ihrem Unterfangen gegen das Unrecht vorzugehen, das die nach § 175 und 175a StGB sowie § 151 DDR-StGB verurteilten Homosexuellen nach 1945 erlitten haben. Mit Überzeugung setzte sie sich für die Rehabilitierung und Entschädigung ein. Dass wir heute das sog. StrRehaHomG (Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen und zur Änderung des Einkommensteuergesetzes) haben, ist in großen Teilen insbesondere auch Lela Lähnemann zu verdanken.

Das Thema „geschlechtliche Vielfalt“ und insbesondere die Belange von trans- und intergeschlechtlichen Menschen waren Lela Lähnemann stets ein Herzensanliegen. In einer staatlichen Fachpolitik, die auf gleichgeschlechtliche Lebensweisen ausgerichtet war, gelang es Lela Lähnemann schon früh das Thema Transgeschlechtlichkeit zu verorten. In 2004 bereits organisierte sie eine Fachtagung. Daraufhin folgte eine ihrer legendären Fachbroschüren. Schließlich wurden Transorganisationen in die Förderung des damaligen Fachbereichs aufgenommen. 2005 richtete sie den ersten Runden Tisch Transgeschlechtlichkeit ein, der heute Runder Tisch Trans* und Intergeschlechtlichkeit heißt. Der Dialog unter den Akteur_innen und der Perspektivenwechsel, der dadurch entsteht, waren ihr immer besonders wichtig. Bereits früh und vorausschauend hat Lela Lähnemann die Grundlage dafür geschaffen, dass sich Verwaltung, Gesellschaft und auch andere Institutionen mit dem Thema geschlechtliche Vielfalt beschäftigen. Im Mittelpunkt ihres Handelns standen die Grundrechte.

Es gibt noch weitere Beispiele für das Wirken von Lela Lähnemann, die die staatliche LSBTI Politik geprägt haben, wie die Eröffnung des Handlungsfelds LSBTI Geschichte, die Gründung des Koordinierungsgremiums LSBTI Geschichte, die legendären Veranstaltungen und Publikationen zu LSBTI und Behinderung und vieles, vieles Mehr.

Lela Lähnemann hat viele Steine ins Rollen gebracht. Berlin verdankt mitunter auch Lela Lähnemann die Regenbogenfarben. Sie trägt großen Anteil an der Erreichung der Meilensteine der LSBTI- und Menschenrechtsbewegung. Sie hat in all den Jahren maßgeblich daran mitgewirkt, dass sich Berlin heute Regenbogenstadt nennen kann und bundesweit als auch international über das Ansehen einer offenen, vielfältigen Metropole verfügt.

Sie ist ein Vorbild für all diejenigen Menschen, die sich nicht mit dem Status Quo zufriedengeben, Unrecht nicht so stehen lassen möchten und bereit sind, für Gleichbehandlung einzutreten. Lela Lähnemanns Engagement geht in beeindruckender und vorbildhafter Weise über ein selbstverständliches Maß hinaus. Mit ihrem Engagement und ihrem Wesen hat sie sich nicht nur die Anerkennung vieler zivilgesellschaftlicher Träger und Mitarbeitenden der Verwaltung gewonnen, sondern auch viele Herzen erobert.